Funktionärenessen 2024 – Zwischen den Fronten
Erster Akt – Die Abfahrt
Am Grampen herrschte lockere Vorfreude, bis das letzte Auto einparkte. Martina, eigentlich Organisatorin des Ganzen, fehlte. Was die Neugier noch steigerte. Selina übernahm das Kommando, verteilte Fahrgemeinschaften, und wir machten uns mit einem leisen «Was führt Martina wohl im Schilde?» auf den Weg über die kurvige Irchel-Strecke nach Gräslikon. Je näher wir kamen, desto klarer wurde: Hier steckt mehr dahinter als ein gewöhnliches Vereinsessen.
Zweiter Akt – 1799 erwacht
Gleich hinter dem Ortsschild tauchten hohe Tafeln mit der Aufschrift 1799 auf; ein Mann, der wie Simon Weidmann aussah, wies uns ein und wurde dabei beinahe von Sabi Schori angefahren. Vor uns lag ein Freilichtgelände, das wir zuerst für ein Turnfestgelände hielten: ein grosses Festzelt, kleine Holzhäuschen als Bars, üppige Girlanden und das Abendlicht über den Feldern am Irchel.
In einem Weinzelt stärkten wir uns erst einmal mit einem feinen Essen; dank Stoffbändchen am Handgelenk konnten wir die Getränke einfach anschreiben und uns auf das angekündigte Freilichtspiel einstimmen. Als wir das Gelände betraten, staunten wir: Statt einer Bühne stand ein echtes Dorf vor uns. Holzhäuser mit offenen Fassaden liessen ins «Wohnzimmer» blicken, sorgfältig angelegte Ackerfelder rahmten die Szenerie, und sogar Tiere gehörten dazu. Alles wirkte mit Liebe zum Detail gebaut, vom gemauerten Dorfbrunnen bis zu den Kostümen, in denen Schneider, Bäuerinnen und Soldaten umherliefen.
Bei Sonnenuntergang nahmen wir unseren Martina-Fanblock auf einer Tribüne ein. Eine klassische Bühne fehlte, das ganze Dorf war Schauplatz. Kanonen knallten, Livemusik erklang, Franzosen und Österreicher lieferten sich Gefechte, und mittendrin spielte Martina als Susanne ein Bauernmädchen, die sich, sehr zum Entzücken des Fanblocks, in einen französischen Soldaten verliebt. Jedes «nid» von Susanne sorgte bei uns für Gelächter. Die Kombination aus echter Kulisse, Pulverdampf und Liebesgeschichte machte das Stück so lebendig, dass man fast vergass, im 21. Jahrhundert zu sein.
Dritter Akt – Hinter den Kulissen und letzter Schlummi
Nach dem Schlussapplaus durften wir über den Strohzaun klettern und uns frei in der Kulisse bewegen: Wir bestaunten die Konstruktion der Häuser, bewunderten die Requisiten aus nächster Nähe und gratulierten Martina, die trotz zweiter Aufführung vollkommen entspannt wirkte. Später kehrten wir ins Festzelt zurück, hoben den letzten Schlummi und waren uns einig, dass ein Funktionäressen selten so viel Theater, Geschichte und Herzblut vereint hat.
Dankeschön
Martina für das eindrucksvolle Freilichterlebnis, Selina für die souveräne Reiseleitung und ein grosses Dankeschön an alle, die dabei waren und das ganze Jahr über unzählige Stunden an freiwilliger Arbeit leisten, damit Momente wie dieser überhaupt möglich werden: Dieses Funktionäressen war alles andere als «gewöhnlich». Es war schlicht «nid» zu toppen.
Nicolas