Zweitages-Velotour 2019 – Rüstige Senioren im Rüebliland

Döttingen - Villigen – Lenzburg - Bremgarten – Mutschellen

Freitagmorgen, 9. August 2019, kurz vor acht Uhr. Unser bewährter Tourenführer und Kamerad Köbi Gehring kann frohlocken. Es sind einundzwanzig top motivierte Radler-Kollegen seiner Einladung gefolgt. Sichtlich erfreut bedankt er sich für das prompte Erscheinen. Sogleich prüft er aber mit scharfem Blick, ob tatsächlich alle Teilnehmer die von ihm «befohlenen» weissen Söckli tragen, um im Aargau nicht als Zürcher aufzufallen. Wie nicht anders zu erwarten, haben einige den «Befehl» verweigert. Aber Köbi ist gewitzt. Spontan kann er die «Schwarzsöckler» mit weissen bedienen. Ein humorvoller Tages-Einstieg ist ihm gelungen! Hans Speck hat inzwischen die Siebensachen für einen würdigen Ausgang am Abend und geruhsame Übernachtung in seinem Fahrzeug verladen und ist wie immer freundlich bereit, für uns die Bagagen ins Hotel «Zur Krone» in Lenzburg zu transportieren.

Die beiden Gruppen, zwölf Tourenfahrer und neun Gümmeler, sind startbereit, stellen sich aber noch kurz und aufgestellt den Fotografen. Sie haben den guten Rat von Köbi gehört: Auf den Hauptstrassen in «Vierer-Päckli» zu fahren, um kein Gefluche von Überholenden zu provozieren. Xaver werde als Schlussfahrer keine leichte Aufgabe haben, denke ich. Vor allem wenn der Jüngste mit seinem heulenden E-Bike seine Fahrkünste vorführt.

Der Start gelingt perfekt. Innert kürzester Zeit erreichen wir unsere erste Haltstelle in Niederweningen. Im Kafi Wano geben uns Kaffee und Gipfeli neuen Schub. Beim Sprüche klopfen am Tisch erwähnt Köbi schmunzelnd, dass er leider von einem Radlerkollegen noch zwei Franken nachkassieren müsse. Er lässt es dann aber doch sein, da dieser Mann seine Einzahlungen nicht online, sondern nur direkt am Postschalter machen kann. Das gebe am Schalter immer so schöne Kontakte. Naja; wir kennen seine Sprüche! Wir fahren gescheiter weiter und meistern den Stutz hinauf Richtung Schneisingen und Lengnau ohne Lenkstangenbiss. Und so gelangen wir problemlos via Tegerfelden-Döttingen-Böttstein nach Villigen zum Restaurant «Hirschen». Auf der Aare-Brücke in Döttingen waren noch ein paar Schnappschüsse vom Klingnauersee, der Dampf-Fahne des AKW Leibstadt und dem blauen Himmel in die Handys gekommen, um diese Bilder für das Fotoalbum festzuhalten, das später niemand anschaut!

Bei unserer Ankunft beim «Hirschen» Villigen werden wir von unseren etwas wild gewordenen Gümmeler-Kollegen, die dort offensichtlich seit einer gefühlten halben Stunde am Durstlöschen sind, mit Hallo, Trara und wildem Händeschwenken lautstark begrüsst. Feuchtfröhlich gewähren sie uns jedoch sofort grosszügig Zugang zu ihren Tischen und Getränken. Wenn ich mich nicht täusche, war da auch Flüssiges vom letzten Wümmet dabei. Wie nicht anders zu erwarten, wird sofort versucht, besondere Vorkommnisse der letzten knapp vier Stunden mit stichelnden und gut gewürzten Bemerkungen zu kommentieren. Die Rede ist auch von einem Rucksack, dessen Fehlen der Besitzer etwas später dann doch noch bemerkt haben soll. Ein Spaßvogel sieht im voluminösen Vorbau der Radlerhose eines Kollegen Ungeheures. Der Träger kann mit knapper Not beweisen, dass die Einrichtung stimmt. Dass halt gewisse Organe ihren Platz brauchen und gut geschützt sein müssen, verstehen die Spötter nicht. Alles klar oder doch ein wenig Neid im Spiel? Für schallendes Gelächter sorgt ein verblüffend gut gestaltetes, politsatirisches Flugblatt, das in Umlauf gesetzt wird. Es geht um eine Neuwahl im nördlichen Seldwyla. Der mit Bild propagierte Kandidat ist in unseren MR-Reihen seit langem kein unbeschriebenes Blatt, denn er gibt oft auch viel Rauch von sich! Wir sind gespannt, wie er sich «metzged». Man hofft schon, dass er dieser Sache gerecht und ein toleranter BürgermMeister wird. Viel Glück Hans! (Name leicht geändert) Einen Grillo-Politiker mag bestimmt auch diese Ortschaft ertragen.

Dass auf diese Episoden jetzt ein Mittagessen (Ragout und Reis) aufgetischt wird, das offensichtlich allen gut mundet, ist höchste Zeit. Die Neckereien kommen dadurch bis nach dem Dessert wohltuend zum Stillstand. Mit vollen Bäuchen schwingt man sich anschliessend, teils etwas stöhnend, wieder auf die sonnenbeschienen, aufgeheizten Sättel. Die von Raini geführten Gümmeler nehmen ihre eigenen Wege unter die Räder, bis sie die 85 km hinter sich haben.

In recht forschem Tempo, sagen wir mit 30 km/h oder mehr, meist leicht abwärts, rollt Köbis Mannschaft nun Richtung Brugg. Gewandt findet dieser Kamerad die besten verkehrsarmen Wege fast blindlings. Die Viererpäckli können wir sorglos vergessen, ja wir können sogar nebeneinander fahren und «e chli schnurre». Die reizvolle Gegend und Flusslandschaft am Seitenarm der Aare lädt zu einer kurzen Pause unter schattigen Laubbäumen ein. Bei Schinznach Bad führen uns Brücken an das andere Aare-Ufer. Im Dorf Wildegg, nicht ganz bei «Clauses vo Bünze» müssen wir den «Aarehof» nicht lange suchen und Gott sei Dank bringt uns der junge und flinke Kellner, kurz bevor wir die Zunge raushängen, die kühlen Blonden. Wie herrlich! Das schöne Schloss Wildegg lassen wir, da hoch oben, links liegen und trampeln noch ein paar Kilometer, bis wir in Lenzburg eintreffen und rund 65 km Velowege hinter uns liegen. Kein Schwanz jubelt uns bei der Einfahrt zu! Aber, wie wir gleich feststellen können, gibt es in dieser charmanten Altstadt auch würziges Bier. Davon nehmen wir noch einen Becher, bevor wir in der Garage des Hotels «Krone» unsere Velos deponieren, das Gepäck von Hans empfangen und an der Reception von einer freundlichen Dame die Zimmerschlüssel gerne übernehmen.

Im gut und sauber eingerichteten Zimmer läuft jetzt der Schweiss unter der Dusche problemlos ab. Den Balkon suchen wir mit der Lupe. Frisch und froh geht’s jetzt in den wohlverdienten «Ausgang». Auf dem Spaziergang durch das Städtchen zum Nachtessenshotel werden wir an einer lauschigen Ecke auf einem schönen Plätzchen überraschend von netten Kollegen zum Apero eingeladen. Die Begeisterung ist unüberhörbar. Das anschliessende freudvolle Anstossen mit Gruebewy einmalig! Wir geniessen es in vollen Zügen und danken den grosszügigen Spendern für die gelungene Überraschung.

Das Nachtessen in diesem noblen Hotel «Lenzburg» lässt dann ebenfalls keine Wünsche offen; die Bedienung ist freundlich. Man ist zufrieden. Die Aargauer Weine können allerdings dem Gruebewy nicht die Stange halten! In bester Laune verlassen wir dieses sympathische Gasthaus. Auf dem Weg zurück zur «Krone» Richtung Bettenhausen entdecken wir in einem schönen Garten ein einsames Bier. Ganz klar, dass kann man das so nicht stehen lassen kann und es muss schleunigst ein weiteres bestellt werden, gäll Otti. Das kommt gut an und wirkt als «Schlumi» ausgezeichnet für en gesunde tüüfe Schlaf. Natürlich nur bis frühmorgens die Kirchenglocken läuten und das reichhaltige Morgenessen, inklusive Speck und Spiegeleier, für uns «gluschtig» bereitsteht.

Der neue Tag: Auf den Natels werden die verschiedensten Wetter-Apps in Gang gesetzt, um zu vernehmen, ob wir die geplante Abfahrt mit oder ohne Regenschutz starten können. Leiter Köbi gibt den Tarif durch: Wir fahren um halb neun Uhr los. Es regnet gerade nicht. Also ab auf die Piste! Und siehe da, es schonet wundersam, während wir an Othmarsingen, Mellingen und Niederwil vorbeifahren. Aber zwanzig Minuten vor Bremgarten werden wir langsam nass und nässer, so dass wir sehr froh sind, als uns die geschichtsträchtige Stadt an der Reuss im Hotel Stadthaus eine grosse gedeckte Terrasse, quasi ein Logenplatz, für den vorgesehenen Kaffeehalt bereithält. Auch hier werden wir als Zürcher vorbehaltlos von einer Aargauerin bedient. Hat sie die weissen Söckli gesehen? Sie bringt uns Gipfeli. Diese musste sie aber zuerst draussen auf dem Markt holen. Sie sehen zwar etwas mitgenommen aus, finden aber trotzdem recht zufriedene Abnehmer. Die Blicke hinunter zur Reuss-Schwelle und hinüber zur Mutschellen-Bahn-Brücke, wo auch ZVV-Zugskompositionen verkehren, sind faszinierend und spannend. Als es plötzlich wie aus Kübeln zu regnen beginnt, wird lebhaft «gwerweisset», ob es nicht gescheiter wäre, die Weiterfahrt hinauf mit einem dieser Bähnli fortzusetzen. Der Platzregen hält an. Wir warten und können dank Meteo-Apps sehen, dass dieser saumässige Niederschlag erst gegen halb zwölf Uhr aufhört. Wie überbrücken wir nun diese Wartezeit? Mit einem Gläschen Wein vielleicht? Schwups steht eine Flasche Fechy auf dem Tisch. Im Westen sieht Heinz ein «blaues Tief» daherkommen. Das ist ein gutes Zeichen. Zum Aufbruch natürlich. Da es aber doch noch ein wenig tröpfelt, nehmen ein paar Kollegen das blaue Bähnli, während die andern die paar Höhenmeter und wenigen Kilometer auf den Mutschellen schön gemütlich mit Regenschutz empor pedalen. Bemerkenswert: Am Billettschalter Bremgarten hätte es, oh wie blöd, beim Automaten noch ein gültiges Ticket gehabt! Stimmt, gäll Kurt? Sehr wohltätig! Ich bin froh, dass eine gewisse Vergesslichkeit jeden treffen kann. Auch den Kameraden, der seine irgendwo liegengelassenen Velohandschuhe plötzlich bei mir sehen will.

Die Bähnlifahrer kommen an, als wir Nassfahrer schon längst oben sind. Spielt aber keine Rolle. Gemeinsam fahren wir zur grossen Pizzeria Testarossa in Widen und lassen uns dort wiederum sehr nett mit Salat, einer grossen Portion Spaghetti und Fleischbeilage bedienen. Der Magen knurrt jetzt bestimmt bei keinem mehr. Das Wetter wird zunehmend besser, ja es scheint sogar die Sonne wieder und die blauen Himmelsflecken vermehren sich.

Aber Achtung: Von nun an geht’s bergab. Richtung Bergdietikon hin zum Golfplatz Otelfingen, wo wir uns mit einem süffigen Getränk für die Reststrecke aufrüsten. Die sehr interessante und abwechslungsreiche Auf- und Ab- Radwegstrecke an der Limmat liegt hinter uns. Die Fahrten gelingen fast perfekt, bis Heinz bemerkt, dass sein Hinterrad mit ein paar Stössen Luft wieder runder laufen würde. Doch das Pumpen führt erst nach Xavers Einspritzung von Dichtstoff zum Erfolg.

Wie von Köbi programmiert, erreichen wir den Schluss-Treffpunkt in der Wirtschaft Gleis 7 in Bülach kurz vor 17 Uhr. Das Gepäck ist da. Es hat alles wunderbar und zum Glück unfallfrei geklappt.

Hanspeter Ammann

Vielen herzlichen Dank Köbi, Raini und Xaver für die rücksichtsvolle und prima organisierte und geführte Velotour 2019. Danke auch dem Besenwagenfahrer, dem Pius und anderen Kameraden für die grosszügigen Apero-Spenden. Es war einmal mehr eine vergnügliche und eindrückliche Velotour!

Text und Foto (Im Fotoarchiv): Hanspeter Ammann

Bericht Velotour der Männerriege vom 9. und 10. August 2019

(Teil «Gümmeler»)

Vorweg: es war wiederum eine tolle Route, die die beiden Tourenführer Köbi Gehring und Raini Wuhrmann zusammengestellt hatten. Mindestens darf der Berichterstatter der «Gümmeler-Gruppe» davon ausgehen, dass der Teil von Köbi für die Tourenfahrer ebenfalls toll war. Bei den Gümmelern dabei zu sein, muss nicht zwingend ein Vorteil sein, wie sich für den Berichterstatter als Bike-Fahrer rasch einmal zeigte...

Am Freitagmorgen trafen denn auch bei besten äusseren Bedingungen nach und nach die velobegeisterten Männerriegler und drei Gäste ein. Die Gümmelergruppe unter der Leitung von Raini umfasste neun Fahrer. Im flotten Tempo ging es Richtung Steinmaur, Niederweningen, Lengnau über den Zurzacherberg in Richtung erstes Etappenzwischenziel zum Mittagessen nach Villigen im Kanton Aargau. Weil die «schnelle» Gruppe dort etwas früher eintraf als die Tourengruppe, konnte ein erstes Mineralwasser bestellt werden. Nach einem sehr guten Mittagessen bestiegen die Gümmeler ihre von der Sonne ohnehin schon siedendheissen Velosättel und fuhren weiter Richtung Tagesziel Lenzburg. Dies nicht ohne einen kurzen Erfrischungszwischenhalt in Mülligen bei Fritz und Erna – den Schwiegereltern des Berichteschreibers – wo sich die heruntergekämpften Fahrer etwas stärken konnten. Nachdem die Weiterfahrt Richtung Birrhard in Angriff genommen wurde war doch noch was... dem Berichterstatter kommt jetzt leider gerade nicht mehr in den Sinn, um was es ging... nun... lassen wir das.

Das letzte Teilstück forderte einigen (vor allem mir) nochmals alles ab bevor bei sengender Hitze das Tagesziel Lenzburg erreicht wurde und auch die Spitzenfahrer der Gruppe froh waren, in einem Gartenbeizli etwas trinken zu können. Nach dem üblichen Zimmerbezug, Duschen, etc. besammelten sich alle zum Bummel durch die Altstadt von Lenzburg und einem von Pius Studer offerierten Apéro, den alle sehr genossen. Vielen Dank Pius!

Nach einem sehr feinen Nachtessen und dem traditionellen Schlummi ging’s zu Bett in der Hoffnung, dass das Wetter am Samstagmorgen dann doch nicht so schlecht wie angekündigt sein möge.

Die Hoffnungen wurden nicht erfüllt. Jedenfalls war der Samstagmorgen ungemütlich regnerisch, sodass sich die Gümmeler, die ausnahmslos bekennende Schönwetterfahrer sind, dazu entschieden, vorerst einmal abzuwarten und den Wetterradar auf dem Handy zu beobachten. Und prompt konnte etwas später am Vormittag doch noch ohne Regen gestartet werden. Auf relativ direktem Weg nach Fislisbach (hätte sich der Tourenleiter nicht noch kurz leicht verfahren und eine Zusatzschleife eingebaut) ging’s zum nächsten Etappenziel, dem Mittagessen. Für die restlichen Kilometer teilte sich die Gruppe in zwei Teile auf, um den Rest des Tages noch problemlos nach Hause zu fahren. Schlussendlich kamen alle wohlbehalten im Gleis 7 in Bülach an, wo auf eine weitere, erfolgreiche Velotour angestossen werden konnte.

Vielen herzlichen Dank an Köbi Gehring und Raini Wuhrmann für die Organisation dieser schönen Tour. Es ist immer mit grossem Aufwand verbunden, für alle «etwas Passendes» herauszusuchen und das entsprechende Rahmenprogramm darum herum zu finden. Es ist wiederum prima gelungen!

Der Berichterstatter der «Gümmeler»

René «Böse» Bosshard